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Identitäten erschaffen: Kunsttherapie als Weg zur Selbstfindung

Die Komplexität des Selbst

Auch wenn wir physisch alleine sind, sind wir nie wirklich allein. Unsere inneren Entitäten, die aus gesammelten Erfahrungen und erschaffenen Identitäten bestehen, begleiten uns immer. Diese Entitäten kommen mit ihren eigenen Überzeugungen und Einstellungen und können sich über unser seelisches Ich legen. Wenn wir diese Entitäten nicht hinterfragen und uns stattdessen mit ihnen identifizieren, werden sie zu einem Teil unserer Identität.

 

Die Entstehung von Identitäten

Viele dieser Entitäten bekommen wir bereits von unseren Eltern. Einige sind positiv und unterstützen uns, während andere uns schaden können, wenn sie zu unserer Identität werden. Eine zu starke Identifikation mit bestimmten Aspekten unseres Lebens – sei es ein Job, ein Hobby oder eine Person – kann zu einer gestörten Abhängigkeit führen. In Beziehungen wird oft die Einstellung „Ich kann nicht mehr ohne dich leben“ als wahre Liebe angesehen. Doch diese Abhängigkeit kann gefährlich werden, wenn sie uns unserer Autonomie beraubt.

 

Das Gefühls-Ich und die Rolle der Bestätigung

Ein weiteres Konzept, das Fritz-Ipsmiller beschreibt, ist das Gefühls-Ich. Das Gefühls-Ich beschreibt er als den Teil in uns, der sich eine Identität durch die Anerkennung des Umfeldes aufbaut. Die Anteile in uns, die von außen Zuspruch erhalten, werden zu unserer Identität. Diese Form der Identität entsteht durch externe Bestätigung. Doch wenn diese Bestätigung wegfällt, wie bei einer Trennung oder dem Verlust eines Jobs, verlieren wir unseren Halt und müssen uns fragen: „Wer bin ich eigentlich?“

 

Die Gefahr der gestörten Abhängigkeit

Ein Beispiel aus dem Berufsleben illustriert diese Problematik. Eine Person, die sich so stark mit ihrem Job identifiziert, dass sie in eine gestörte Abhängigkeit gerät, kann durch fehlende Anerkennung in ein Burnout rutschen. In solchen Fällen ist es wichtig, die destruktiven Entitäten zu konfrontieren und ihre Absichten zu hinterfragen.

 

Die Rolle der Kunsttherapie

Kunsttherapie bietet einen Raum, um diese Entitäten zu erforschen und zu transformieren. Sie hilft uns, destruktive Glaubenssätze zu erkennen und in positive umzuwandeln. Zum Beispiel kann der Glaubenssatz „Nur wer bis zum Umfallen arbeitet, ist etwas wert“ in „Ich bin mehr als mein Job“ umgewandelt werden. Kunsttherapie unterstützt uns dabei, unsere wahre Identität zu entdecken und unabhängig von äußeren Bestätigungen zu sein.

 

Die Kraft der Erkenntnis

Fritz-Ipsmiller beschreibt diesen Transformationsprozess als eine überwältigende Einsicht, die zu seelischem Wissen wird. Diese Erkenntnis kann unser vergangenes Verhalten irritieren und umwandeln, wodurch ein neuer Weg zur Selbstfindung eröffnet wird.

 

Fazit

Kunsttherapie bietet einen wertvollen Ansatz, um die Komplexität unserer Identitäten zu verstehen und zu integrieren. Sie hilft uns, destruktive Entitäten zu erkennen und zu transformieren, um zu einer gesunden, autonomen Identität zu gelangen. Durch den kreativen Prozess können wir unser inneres Dorf erkunden und eine tiefere Verbindung zu unserem wahren Selbst herstellen.

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